Kein Anzeiger, keine Infos!
Kein Anzeiger, keine Infos!
Bienvenue amis de la démocratie! Es begrüsst Sie Dominique Schnedier zur Fernseh-Debatte am 20. April 2017, kurz vor dem 1. Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahlen.
Es moderieren Lea und David irgendwas. Sie erklären gerade die Spielregeln des Abends, jeder der elf Kandidaten hat fünfzehn Minuten Zeit, die Stimmbevölkerung von sich zu überzeugen.
Den Auftakt macht Jean-Luc Melanchon. Er wird gefragt, welchen Gegenstand er in den Elysee-Palast mitnehmen würde. Der linksaussen Kandidat würde einen Wecker in sein Büro stellen, um sich selbst daran zu erinnern, dass die Zeit für viele Dinge abläuft und er daran erinnert wird, den Wechsel einzuleiten.
Melanchon fordert ein Recht für Arbeit für Alle. Zudem eine gerechte Entlohnung für alle. Dies will er mit höheren Steuern für Gutverdienende finanzieren. Anschliessend gibt dieser Kommunist zu, dass er den Fussballern die Löhne kürzen will!!
Jetzt haben wir viel nicht verstanden, irgendwas mit Flugzeugen und Umweltverschmutzung...
Wenn wir das richtig verstehen, will der Bursche nach seiner Wahl eine neue Verfassung erstellen.
Keine Ahnung was da drinstehen soll, ein wenig Dezentralisierung, ein bisschen mehr Volksbeteiligung, dann wurden noch Putin und Erdogan erwähnt, Melanchon verweist in der Antwort auf DeGaulle. Komplette Verwirrung im Moment in der Redaktion...
Jetzt gehts um Krieg und Aussenpolitik. Offenbar will Melanchon sich ein wenig von der Allianz mit den Vereinigten Staaten abwenden.
Mensch, bis ich hier kapiert habe, dass mit "Otan" die Nato gemeint ist.
Zum Schluss reden sie über die Beziehung zu Deutschland. Leider immer noch auf Französisch...
Melanchon bereits durch. Sehr engagiert, überzeugend, klares Programm. Für uns ein Geheimfavorit!
Weiter gehts mit Nathalie Arthaud. Da es etwas dauerte bis ihr Name korrekt eingetippt war, habe ich leider verpasst, welchen Gegenstand sie ins Büro mitnehmen würde.
Die Franzosen haben leider ihre Version von Roger Schawinski als Moderator eingestellt. Er fällt Arthaud immer wieder ins Wort. So können wir leider kaum etwas vom Gespräch verstehen.
Arthaud ist übrigens Kandidaten der Linkspartei Lutte Ouvrière „Kampf der Arbeiter“. Genauso tönt auch ihr Programm. Sie spricht immer wieder davon, dass Frankreich im Grunde ein reiches Land sei und man problemlos die Löhne erhöhen könnte. Die Verstaatlichung der Banken gehört auch zu ihren Vorstellungen.
Man versteht erstaunlich viel was sie so sagt. Das liegt leider daran, dass sie sich relativ häufig wiederholt.
Mit Hamon kommt später dann noch einer aus dem arg linken Lager. Eventuell hätte man sich da auf einen einzigen Kandidaten einigen sollen. Das wäre in etwa so, wie wenn die SP den Wermuth und zusätzlich die AL und auch die PdA gleichzeitig jemanden für den Bundesrat nominieren würden.
Der Franco-Schawinski mag die Arthaud nicht.
Das Gespräch mit Nathalie Arthaud neigt sich dem Ende entgegen, damit hatte sie ihre 15 Minuten Ruhm, mehr werden es nicht werden.
Freunde, die Le Pen kommt...
Sie nimmt einen Schlüssel mit ins Präsidenten-Büro. Der Schlüssel soll das "Haus Frankreich" abschliessen. Es folgt eine Breitseite gegen die EU, den Euro und überhaupt.
Le Pen hat Visionen. Mir hat man immer gesagt, damit solle man zum Arzt.
Marine Le Pen hat durchaus soziale Ideen, allerdings nur für Franzosen. Nun folgt die Terror-Diskussion...
Mehr Polizisten, mehr Laizismus, weniger Moscheen...
Le Pen ist überzeugt, mit ihr an der Macht hätte es einen Anschlag wie am 13. November 2015 nie gegeben. Allerdings muss auch sie zugeben, dass es sowas wie absolute Sicherheit nicht gibt.
In fünf Minuten ist Le Pen auch schon wieder fertig. Dann kommt einer der Chancenlosen, ehrlich gesagt warte ich nur noch auf den Macron und geh dann ins Bett.
Aha! Le Pen hat als Anwältin angefangen. Wieviel Elend will diese Berufsgruppe noch über unsere Welt bringen?
Eins muss man Le Pen lassen, sie spricht klar, verständlich und mit einfachen Worten, welche eine breite Bevölkerungsschicht anspricht. Deshalb wird Sie es wohl auch in die Stichwahl schaffen...
Der nächste Kandidat kommt mit einem Olivenzweig. Es ist übrigens, ähm, Moment die müssten mal den Namen einblenden...
Es ist François Asselineau. Er will so ziemlich alles "nationalisieren" was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Vor kurzem gab es in der Schweiz die "Service-Public Initiative", der Mann wäre sicher dafür gewesen.
Jetzt mutiert auch die Moderatorin zu Schawinski...
Im Mittelteil dürfen die Kandidaten immer über ein Thema ihrer Wahl sprechen. Asselineau wählt die EU. Er mag sie allerdings nicht so übermässig.
Asselineau ist die langweilige Bürokratenversion von Le Pen.
So eine Viertelstunde kann sich verdammt in die Länge ziehen...
Zum Schluss wird er nochmal richtig sentimental. Trauert irgendwie seinem Grossvater hinterher...
Und weiter gehts. Es kommt Benoit Hamon von den Sozialisten.
Sein Gegenstand den er mitnimmt, ist die Carte Vitale. Wir googeln schnell was das ist...
Es ist das Krankenkassenkärtli. Fast hätte ich übersehen, dass er auch noch eine Wahlkarte mitgenommen hat.
Hamon macht die Moderatoren überflüssig. Er stellt sich die Fragen gleich selber und antwortet darauf.
Er hat die Fähigkeit enorm viel zu sprechen ohne dabei etwas zu sagen.
Hui mal was ganz neues, es wird über Europa gesprochen...
Wir lassen mal den Hamon und kontrollieren ein wenig Rechtschreibung und Grammatik im bisherigen Text.
Hamon beantwortet ohnehin lieber seine eigene Fragen als diejenigen der Moderatoren.
Was er in drei Dutzend Sätzen herausbringt, legt Le Pen in einem Satz dar. Die Sozialisten werden bei den Präsidentschaftswahlen wohl eine Schlappe einfahren. Können Sie das dann bei den Parlamentswahlen ausgleichen?
Letzte Frage übrigens immer: "Haben Sie etwas im Wahlkampf bereut?". Klarste Antwort bisher von der unabhängigen Kandidatin Edith Piaf.
Der Nächste ist Nicolas Dupont-Aignan, der Einfachheit halber in Folge NDA genannt. NDA gehört der konservativ-gaullistischer Bewegung an. Spricht viel von "den handicapierten".
NDA ist die personifizierte CVP. Den kannst du nirgends festmachen, ist da mal dafür, dort mal dagegen. Und mal wieder ein EU-Gegner, wow, das hatten wir ja noch kaum heute.
So wer kommt denn noch so? Neben den Favoriten Fillon und Macron kommen leider auch noch Philippe Poutou, Jacques Cheminade, Jean Lassalle und es ist schon zwanzig vor zehn.
NDA zitiert aus einer merkwürdigen SMS. Aus den Gesichtern der Moderatoren entnehme ich, dass auch sie nur Bahnhof verstehen.
Unschönes hört man während der Debatte. In Paris scheint es wieder einen Anschlag gegeben zu haben.
Nach dem kuriosen Gaullisten Dupont-Aignan, kommt nun mal wieder ein Vertreter von Links.
Philippe Poutou von der Nouveau Parti anticapitaliste (NPA), würde eine spezielle Flagge in sein Präsidenten-Büro mitnehmen. Er erklärt die Farben der Flagge sehr umfassend, zu umfassend für den beschränkten Wortschatz des Tickerers.
Beim zuvor erwähnten Anschlag handelt es sich um eine Schiesserei auf den Champs-Elysées. Ein Polizist und einer der Angreifer sind tot. Die Debatte wird natürlich trotzdem fortgesetzt. Poutou hat ähnliche Ansichten wie Melanchon oder Arthaud
Hätten sich Hamond, Poutou, Arthaud und Melanchon auf eine Kandidatur geeinigt, wäre diese ziemlich sicher in die Stichwahl eingezogen. Nun könnte Macron von der Uneinigkeit der Linken profitieren.
Endlich mal ein neues Thema, die Atomenergie. Poutou ist ein entschiedener Gegner der Nuklearenergie. Allerdings stellt sich dem Beobachter von aussen schon die Fragen, wie wollen die Franzosen ihre drölftausend AKWs kompensieren?
Eventuell hat Poutou eine solche Alternative genannt ohne das ich sie verstanden habe.
Ou, sehr fies, die Moderatoren konfrontieren Poutou mit seiner Forderung nach einer Entwaffnung der Polizei, ausgerechnet jetzt wo soeben ein Polizist in Paris niedergeschossen wurde.
Der hält aber an seiner Forderung fest, verweist unter anderem auf die Polizeigewalt in den USA. Wenigstens kein Fähnchen im Wind.
Man mag nicht in allen Punkten mit Poutou übereinstimmen, aber der Mann hat Feuer, Engagement, eine Überzeugung. Was für ein Aufschwung nach den zuletzt eher drögen Kandidaten.
Sodeli, der Macron im Anmarsch...
Macron thematisiert unmittelbar die Ereignisse des Abends, tönt alles ein wenig aufgesetzt.
Der Favorit wirkt sehr nervös, angespannt. Spult sein Programm ein wenig roboterhaft herunter.
Man merkt, der Mann hat Regierungserfahrung, wirkt sehr kompetent, hat seine Zahlen im Griff. Seine Carte Blanche ist die Bildung. Aus seinen Aussagen merkt man, er will ja nirgends anecken, es so vielen Recht machen wie möglich.
Macron gewohnt souverän, fast schon staatsmännisch. Mir persönlich fehlt allerdings ein wenig die Leidenschaft, welche sein Debattenvorgänger so schön ausgestrahlt hat. Es wird knapp werden am Sonntag, wir dürfen gespannt sein.
Der Nächste bitte: Jacques Cheminade, von der Partei Solidarité et progrès und weiteres Mitglied der Fraktion "Schwer greifbar"
Sein Gegenstand fürs präsidiale Büro ist ein prähistorischer Gegenstand (für den Laien nicht identifizierbar). Man fragt sich, was ist älter, der Kandidat oder sein Mitbringsel?
Wieder einer, der gegen den Euro ist. Vielleicht sollten die Franzosen in Zukunft wieder mit Muscheln oder Tauschwaren bezahlen
Der Mann kandidiert übrigens zum dritten Mal. Einmal erhielt er 0,2%, das zweite Mal 0,25. Was wirds 2017? 0,3%?
Gute Nachrichten, nach Cheminade kommen nur noch zwei, darunter Ex-Premier Francois Fillon.
Cheminade will übrigens viel Geld in eine Mars-Expedition stecken. Meinen bescheidenen Französisch-Kenntnissen nach meint er den Planenten, nicht den Schokoriegel.
So der Vorletzte, Jean Lassalle. Die Stimme ist sehr markant, erinnert an irgendwen...
Wir haben leider nicht so auf den Inhalt geachtet, weil wir unbedingt seine Stimme zuordnen wollten.
Ich habe wirklich keine Ahnung für was der Lassalle steht, die Stimme (ein wenig klingt er wie Homer Simpson) und die späte Uhrzeit waren eine zu starke Ablenkung. Falls er in die Stichwahl kommen sollte, werden wir seine Programmpunkte nachreichen.
In seiner Jugend sah er aus wie Doktor Schiwago.
Aber jetzt nochmal volle Konzentration, Francois Fillon kommt als Nächstes...
Der Kandidat der Republikaner hat keinen Gegenstand mitgenommen. Fauler Sack.
Vielleicht mal ein Gedanke über die Debatte im Allgemeinen. Es wird viel über Syrien, Islam, Terrorismus, Bildung, die EU, den Euro, Arbeit, Löhne und Steuern gesprochen. Was mir etwas zu kurz kommt, sind die gesellschaftlichen und kulturellen Probleme in Frankreich. Nie angesprochen wurden beispielsweise die Zustände in den Banlieues. Allgemein hat sich an diesem Abend sehr sehr viel wiederholt.
Zurück zu Fillon. Der spricht soeben über den Kampf gegen den Terrorismus. Hier hört man einige Parallelen zu Madame Le Pen heraus.
Habe ich da Erhöhung des Rentenalters gehört?
Natürlich nicht, Monsieur Fillon drückt das viel eleganter aus. Ich bin aber nicht sicher ob seine Spar- und Privatisierungspläne so gut bei der Bevölkerung ankommen.
Fillon war früher Premierminister. Der letzte Premierminister, welcher in einem Land mit Ausnahmezustand zum Staatspräsidenten gewählt wurde, hat letzten Sonntag eine Verfassungsabstimmung gewonnen.
Und die Viertelstunde für Fillon ist um. Komischerweise wurde über seine gutbezahlte Frau nicht gesprochen.
Damit sind die Einzelgespräche durch. Zum Abschluss kommen alle nochmal auf die Bühne, jeder darf noch ein Fazit ziehen. Die Meisten nehmen nochmals Bezug auf die aktuellen Ereignisse in Paris.
Wir gehen hier nicht mehr auf die einzelnen Fazits ein. Die Debatte hat kaum Neues gebracht, ob es jemandem gelungen ist Unentschlossene auf seine Seite zu ziehen ist fraglich.
Es wird sehr spannend werden am Sonntag. Um noch eine Prognose abzugeben, ich denke Le Pen wird es in den 2. Wahlgang schaffen, was ihren Gegenkandidaten betrifft, vor diesem Abend hätte ich auf Macron getippt, nun möchte ich mich nicht mehr festlegen.
Damit verabschiedet sich Dominque Schnedier aus der ...Anzeiger-Redaktion. Besten Dank für die Aufmerksamkeit und bis am Sonntag Abend, wenn dieser Ticker fortgesetzt wird...