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Der Kanton Bern wählt

Die Redaktion füllt den Wahlzettel aus

+++ Willkommen zu diesem hochheiligen Akt der Demokratie. Als Bürger und Steuerzahler des Wahlkreises Bern haben wir das Recht 20 der 160 Grossräte zu wählen, sowie die 7 Mitglieder der Kantonsregierung zu bestimmen. Durch das Durchklicken des "Smartvote"-Fragebogens haben wir Empfehlungen erhalten, welche Kandidaten unsere politischen Überzeugungen am ehesten erfüllen. Da wir uns allerdings nicht nur der Beratung eines Algorithmus beugen möchten, blättern wir uns durch die Propaganda der Parteien, welche uns die Staatskanzlei hat zukommen lassen. +++

+++ Selbstverständlich gilt es auch eine gewisse Wahltaktik an den Tag zu legen. Es ist uns bewusst, dass wir das arg konservative Votum der ländlichen Wahlkreise ausgleichen müssen. Daher werden wir nicht so ausgewogen wählen, wie wir es beispielsweise noch im Kanton Aargau taten. Trotzdem käme es der Redaktion nicht in den Sinn, eine bereits vorgedruckte Liste einer Partei in die Urne zu werfen. Wir nehmen wie immer die leere Liste. +++

+++ Bevor wir aber zu den Listen kommen, erledigen wir noch kurz den Regierungsrat. Die Wahlempfehlung von "Smartvote" war ja eindeutig. Wir fügen dieser noch den bisherigen Christoph Ammann hinzu, welcher ja den "Smartvote"-Fragebogen nicht ausgefüllt hat und daher auf der Empfehlung fehlte. Gemäss Empfehlung folgen die SPler Allemann und Gagnebin und die Grüne Christine Häsler. Anstelle der Piraten figurieren Beatrice Simon und Philippe Müller auf dem Zettel. Sie werden sich sicherlich fragen, weshalb die Piraten über Bord geworfen wurden. Nun, nach eingehendem Nachdenken sind wir zum Schluss gekommen, dass die Chancen der Beiden auf eine Wahl doch relativ klein sind. Ausserdem hoffen wir, die Angelegenheit mit dem 1. Wahlgang erledigen zu können und haben daher beschlossen, den aussichtsreichen Kandidaten genügend Stimmen zu geben, damit Sie über die Schwelle des absoluten Mehrs gehievt werden. Daher soll zur Abrundung Michael Köpfli, GLP, die Regierung ergänzen. Der ...Anzeiger-Regierungsrat bestünde also aus 3 SP, 1 Grüne, 1 FDP, 1 BDP und 1 Grünliberaler. Wenn Sie jetzt da die SVP vermissen, tja dann werden Sie auch am restlichen Ticker wenig Freude haben... +++

+++ Bevor wir zu den Listen kommen, müssen wir erst das Werbematerial zur Seite legen. Auf dem Zettel mit dem Titel "Werbematerial" steht gross "Gilt nicht als Stimmrechtsausweis". Wir befürchten, dieser Hinweis steht dort mit gutem Grund... +++

+++ Da der Kanton Bern offiziell als zweisprachig gilt, sind die Wahlunterlagen auch auf Französisch angeschrieben. Wenden wir uns aber nun endgültig diesen "Bulletins pour l'éclection" zu, damit auch ein vernünftiger "Grand Conseil" zustande kommt. +++

+++ Wahlanleitung: "Es darf nur ein Wahlzettel verwendet werden" auch bekannt als Lex Lumengo... +++

+++ Es folgen die Erklärungen zum Streichen, Kumulieren und Panaschieren auch bekannt als "das Ganze unnötig kompliziert machen". Wir sind traditionelle Verfechter des leeren Wahlzettels. "Gültig sind nur Namen, welche auf einem der vorgedruckten Wahlzettel aufgeführt sind". Uns selbst können wir also nicht wählen, genauso wenig andere bekannte Berner wie Peter Reber, Adolf Ogi oder Simonetta Sommaruga. "Die Wahlzettel dürfen nur handschriftlich ausgefüllt oder geändert werden". Verärgert ziehen wir den Zettel wieder aus unserer "Remington" und nehmen die Füllfeder zur Hand. +++

+++ Die Wahlanleitung schliesst mit den Worten "Das planmässige Einsammeln, Ausfüllen oder Ändern von Wahlzetteln und das Verteilen derartiger Wahlzettel ist verboten". Dies gilt auch als triumphaler Schlussakt der Lex Lumengo. +++

+++ Das Ganze kommt übrigens gleich noch auf Französisch, somit kann sich auch der Bieler Lumengo nicht mehr länger herausreden... +++

+++ Aha, nicht irrelevant sind die Listenverbindungen, welche in den Unterlagen transparent aufgeführt werden. Eine sehr schöne Änderung gegenüber dem Kanton Aargau, dort musste man sich solche Informationen mühsam aus den Schreiberzeugnissen des Wanner Monopols zusammenklauben. +++

+++ Wer EVP wählt, hilft auch gleichzeitig der CVP, BDP sowie den jungen und alten Grünliberalen. Die FDP hat sich leichtsinnigerweise mit der SVP und der EDU zusammengetan, das behalten wir mal im Hinterkopf. Es folgt noch der ganze Strauss der linken Parteien von SP (Frauen- und Männerliste) über Jusos, die Grünen, PdA und die Grüne Alternative Partei. Überraschenderweise in keiner Listenverbindung die "Swiss Rebel Force" und die "Die liebe, sehr sehr liebe Partei". Das nenne ich gesundes Selbstbewusstsein, welches auch anderen Parteien gut tun würde. +++

+++ Aufgrund dieser Listenverbindungen wird das leider eine linkslastige Angelegenheit werden. Selber schuld, potentielle Kandidaten der BDP, GLP und FDP... +++

+++ Wobei die CVP in Bern ja so schwach ist, das wir uns wahrscheinlich 4-5 BDPler und Grünliberale leisten können... +++

+++ So, wir kommen endlich zum "Bulletin officiel" und versuchen diesen schadlos herauszureissen. +++

+++ Wir haben uns nochmals die "Smartvote"-Empfehlung angesehen, der erste Kandidat welche nicht aus dem Links-Grünen Bündnis stammt, kommt auf dem abgeschlagenen 106. Platz. Allerdings finden sich bei dieser Empfehlung viele Jungpolitiker, welche realistischerweise keine Wahlchancen haben werden. Denen die Stimme zu geben erscheint riskant. Wir entscheiden uns nur fünf Kandidaten aus den Top20 direkt von der "Smartvote"-Empfehlung zu übernehmen. Darunter Namen, die wir Ende 2016 schon in den Berner Stadtrat geschickt haben. Auf Platz 10 findet sich im Übrigen Juso-Präsidentin Tamara Funiciello, die kommt schon alleine auf den Zettel, um dem Hess ein Gegengewicht entgegenzusetzen. +++

+++ Damit wir uns recht verstehen, den Menstruations-Urlaub befürworten wir deswegen noch lange nicht... +++

+++ Dann blättern wir mal durch die Propaganda. Wir beginnen mit Liste 1 - EVP. Da fühlen wir uns aus alter Verbundenheit fast verpflichtet einen zu wählen. Die Gesichter allerdings ziemlich austauschbar, kennen wir tun wir auch keinen, eine heisse Schnitte ist nicht drunter. Das macht es alles nicht einfach... +++

+++ Das mit der "heissen Schnitte" liest die Funiciello hoffentlich nicht... +++

+++ Liste 2: "Freisinn, Gemeinheit, Fort mit", haben es mit der Listenverbindung leider verdorben. Wir schauen der Form halber trotzdem kurz rein. Tja, da überzeugt keiner, als kleiner Trost bleibt die Wahl von Philippe Müller in den Regierungsrat. +++

+++ Vielleicht könnte einer der Jungfreisinnigen überzeugen. Die wollen uns mit einer Tinder-Anspielung ködern. Aber auch beim besten Willen überzeugt da keiner, denn Leistungsausweise wie "Goalie von EHC Bern 96" oder "Mitglied Concordia Bernensis" helfen da auch wenig. +++

+++ Es kommt Liste 4, die AL. Da gibts Empfehlungen, die wir nicht ignorieren können. Daneben überzeugt namentlich vor allem Dagobert Onigkeit, nach Radiomoderator Salvador Atasoy einer der coolsten Namen überhaupt. Ist es legitim jemanden nur wegen seines lustigen Namens ins Parlament zu wählen? Wenn eines Tages Björgvin Björgvinson Isländischer Ministerpräsident wird, wissen wir die Antwort. +++

+++ Liste 5,6,7: SP Männer, SP Frauen, Jusos. Jetzt wird der Zettel mal ordentlich gefüllt. Da finden sich auch einige Gesichter wieder, welche von uns schon in den Berner Stadtrat geschickt wurden. So langsam wir die Liste voll, wir müssen schon aufpassen, dass nun die Ausgewogenheit nicht leidet und das auch ja jeder der fünf von der "Smartvote"-Empfehlung auf den Zettel kommt. Das heisst wir blättern mal kurz vor und kriegen beim besten Willen nur noch je einen freien Platz für BDP und GLP. Das wird ein hartes Rennen für die Kandidaten dieser beiden Parteien. +++

+++ Liste 8 "Digital-Liberal" also somit bereits chancenlos. Auf den ersten Blick ist dies ohnehin nur die IT-Abteilung der FDP, auf den zweiten Blick sind dies die genau gleichen Filialleiter und KMU-Vertreter wie der Rest. In vier Jahren haben wir dann auch die Digitalen Grünen und so Zeugs... +++

+++ Nur noch ein Sitz also übrig für die Grünliberalen, Spitzenkandidat Köpfli wurde von uns schon in den Regierungsrat geschickt, daher entscheiden wir uns für jemand anderen. Kennen tun wir auch hier keinen und gerade als wir einfach mit geschlossenen Augen von links nach rechts fahren wollen und dann den wählen, auf dem der Finger stoppt, erblicken wir Claude Grosjean, unterlegener Kandidat für den Posten des Regierungsstatthalter 2017. Wir haben damals seinen Gegenkandidaten Christoph Lerch gewählt und beschliessen uns ein Jahr später bei Grosjean dafür zu revanchieren. +++

+++ Bei der BDP wählen wir dann denjenigen, welcher vom Dartpfeil getroffen wird. +++

+++ Zuerst aber Liste 11, #bernstark. Das die SVP nicht gerade an einem Frauen-Überschuss leidet ist schon länger bekannt, aber das Verhältnis 2:18 stimmt dann doch ein wenig nachdenklich. (Die zweite Frau haben wir übrigens erst beim zweiten Mal als solche erkannt, da stand noch ziemlich lange 1:19 im Text...) +++

+++ Der Dartpfeil hat auf Liste 12 beim Chefarzt der Hirslanden-Klinik eingeschlagen. Der BDP-Kandidat der Redaktion also auch niedergeschrieben. +++

+++ Liste 13 sind die Grünen und die haben sich nicht lumpen lassen und treten an mit Alec von Graffenried, Franziska Teuscher, Regula Rytz und Bernhard Pulver, sprich das Who ist Who der... ah Moment, die geben nur eine Wahlempfehlung ab. Schade, schade. Dank "Smartvote"-Wahlempfehlung und persönlicher Sympathien schaffen es auch hier ein paar auf die Liste. Bei den jungen Grünen auf Liste 14 findet sich zudem "Smartvote-Wahlempfehlung" Nr.1 Cyrill Bolliger. Der hat übrigens auch noch einen coolen Hut... Klick +++

+++ Die EDU ist bei uns seit der Minarett-Initiative ohnehin unten durch. Immerhin gewinnen sie den Preis für das schlechteste Wortspiel der gesamten Kohorte. "EDU üBERNimmt Verantwortung". Das stimmt uns dann doch berndenklich... +++

+++ Wir sind langsam müde, die Liste ohnehin schon voll und es kommen sowieso nur noch die Kommunisten und die CVP. Sollen wir uns das wirklich noch antun? +++

+++ Die PdA mit auffallend vielen Syndicom-Mitarbeiter, keine Ahnung warum es uns ein wenig in den Fingern juckt, die zu wählen. +++

+++ Bei der CVP probieren es die Daphinoff-Geschwister, einzige Vertretung der Partei im Berner Stadtrat, in den Kantonsrat zu kommen. Wann kandidiert der Nause? Wer weiss, wer weiss, im nächsten Jahr gibts ja wieder so ne Wahl, einfach ne Ebene höher... +++

+++ So, Liste 18, die Grünalternativen. Dort sticht einem Luzius Theiler ins Auge. Der wurde von uns in den Berner Stadtrat gewählt. Nun war dieser aber einer der härtesten Tram-Gegner. Was glauben Sie, findet sich der Theiler dieses Mal wieder auf der Liste? +++

+++ Aus irgendeinem Grund haben wir auch noch die Wahlpropaganda der Piraten erhalten, die treten im Wahlkreis Stadt Bern zwar gar nicht an, muss also jene für den Regierungsrat sein. Die sind vor allem kirchenfeindlich eingestellt und haben ihren ganzen Wahlkampf auf dieses Thema getrimmt. Spitzenkandidat in Biel-Seeland ist ein gewisser Valentin Abgottspon, der hat doch mal im Wallis Kreuze aus dem Schulzimmer entfernt. Ein wenig schade, dass die sich so auf ein Thema eingeschossen haben, ich weiss nicht ob dies im Sinne der Gründungsmitglieder ist... +++

+++ Die Liste steht: Es ist mal wieder eine wahre Punktlandung gelungen, besteht sie doch aus 10 Frauen und 10 Männern. Die Liste ist, wie nach der "Smartvote"-Empfehlung nicht anders erwartet, etwas linkslastig geworden. Dies dürfte aber das konservative Votum aus dem Oberland, dem Emmental oder dem Seeland wieder ein wenig ausgleichen. Das Wahlcouvert wird nun höchstpersönlich beim Erlacherhof in der Altstadt eingeworfen. Dann harren wir gespannt der Dinge und freuen uns auf den Sonntag.+++