Der Kanton Bern wählt
Vorschau und Prognose auf die Grossratswahlen
2111 Kandidierende auf insgesamt 146 Listen bewerben sich um 160 Sitze im Berner Kantonsparlament. 1382 Männer stehen 729 Frauen gegenüber. 135 Bisherige probieren ihren Sitz zu verteidigen. Allein schon diese Zahl lässt vermuten, dass die ganz grossen Verschiebungen nicht stattfinden werden.
Die 160 Sitze werden in 9 Wahlkreisen vergeben. Jetzt werden sich aufmerksame Leser daran erinnern, dass beim Wagguanzeiger 2016 noch von zehn Verwaltungskreisen die Rede war. Weshalb gibt es da nicht auch zehn Wahlkreise? Nun es gäbe sicher eine vernünftige Erklärung, als Einwohner der Stadt Bern will man sich aber nicht beklagen, immerhin hat man seinen eigenen Wahlkreis erhalten. Etwas mager sind die 20 Sitze die uns zugesprochen wurden, immerhin sind es vier mehr als das ganze Oberland, aber um die Interesse der Städter hochzuhalten sind wir wohl vor allem auf die Alliierten in Biel angewiesen, da sich ja Thun seit der Tramabstimmung aus diesem Städtebündnis verabschiedet hat…
So sehen übrigens die Verwaltungskreise aus Klick – und so die Sitzverteilung Klick.
Apropos Sitzverteilung. Der Berner Grossrat ist fest in bürgerlicher Hand. Der SVP-FDP-EDU Block kommt auf rund 45%, Links-Grün auf rund 30% und die Mitte auf ca. 20%. Wer im Berner Kantonsparlament gänzlich fehlt ist die CVP, wie Sie alle sehen steht der Kanton noch, könnte man also auch auf die Restschweiz übertragen. Kurzum, solange der Wahlkreis Bern auf den mageren 20 Sitzen verbleibt, wird sich das Machtgefüge im Kanton nicht ändern. Die Zahlen zu den Grossratswahlen 2014 finden Sie hier. Klick
Gehen wir nun etwas detaillierter auf die Parteien ein. Im Kreis Bern hat der Wähler 20 Listen aus denen er auswählen kann. Das die Listennummern offensichtlich ausgelost und nichts mit der tatsächlichen Parteienstärke zu tun, zeigt sich schon daran, dass die EVP Liste Numero 1 ist. Liste 2 ging an die FDP, welche mit dem Slogan „Freiheit, Gemeinsinn, Fortschritt“ daher kommen. Wenn man da mal mit müden Augen drüber schielt, liest man auch schon mal „Freisinn, Gemeinheit, Fort mit…“. Nach den Jungfreisinnigen und der Alternativen Liste folgen die Sozialdemokraten mit nicht weniger als drei weiteren Listen bestehend aus Frauen, Männer und Jusos. Der Slogan „Zukunft statt Abbau“ hätte genauso gut auch „In Zukunft ist der Himmel blau“ lauten kann und hätte nichts an Inhalt eingebüsst. Liste 8 ist eine mit dem Titel Digital-Liberal getarnte dritte FDP Liste mit dem Motto „Digitalisierung von Menschen für Menschen“, wobei hier eindeutig die Rechte der Maschinen zu kurz kommen. Liste 9 und 10 sind die jungen und alten Grünliberalen „Wir sind jung und brauchen die Zukunft“ und „Gemeinsam Zukunft gestalten sind hier die Wahlsprüche, wir warten noch auf die erste Partei welche mit den markigen Worten „Auf in die Vergangenheit – Früher war alles besser“ daherkommt.
Wie aufs Stichwort kommt Liste 11 – die SVP, Slogan: #bernstark – SVP wählen. Da ist jedes weitere Wort überflüssig. Wegen den Bümplizern und Oberbottigern wird’s wohl einer dieser Nasen in den Grossrat schaffen, jänu… Es folgt die BDP, welche mit „nicht links, nicht rechts, vorwärts“ einen alten Slogan der Piratenpartei abgewandelt hat. Gründungsmitglieder besagter Partei werden sich erinnern. „Klima. Schutz. Lebensqualität.“ ist das Wahlkampfmotto der Grünen, die sich offensichtlich für den Grossrat wieder zusammenraufen konnten, ganz im Gegensatz zu den städtischen Wahlen, als sich die Redaktion noch mit Grüner Freien Liste und dem Grünen Bündnis umherschlagen musste. „Wähle oder gfrässe wärde“ drohen die Jungen Grünen, da müsste man wohl genauer recherchieren, was dies zu bedeuten hat, man kann sich die Zeit aber auch sparen und einer der vielen Zukunftsparteien wählen. Die EDU setzt voll und ganz auf Spitzenkandidat Beat Gubser, welche sämtliche Inhalte von der Frontseite ins Innere des Wahlprospekts verdrängt hat. Eingeklemmt zwischen der PdA und der Grün alternativen Partei findet sich die CVP auf Liste 17 wieder. Es gibt sie also doch noch. „Krankenkassenprämien senken – Familien stärken“ versprechen uns die Christdemokraten, da fehlt uns leider eindeutig das Zeugs mit der Zukunft.
Liste 19 – Swiss Rebel Force – hat ihr ganzes Pulver schon mit der Wahlpropaganda für Regierungsratskandidat Stefan Theiler verschossen. Den Flyer wollen wir Ihnen allerdings nicht vorenthalten Klick, immerhin kandidiert da kein geringerer als Jesus Christus. Es bleibt noch Liste 20, die Ein-Mann-Partei von Sozialarbeiter Christoph Gosteli die da heisst „Die liebe, sehr sehr liebe Partei.“ Bei so viel Liebe sind die uns sicher nicht böse, wenn wir sie nicht wählen.
Die …Anzeiger-Prognose
Für den Grossrat wagen wir keine detaillierte Prognose. Wir gehen aber von geringen Sitzverschiebungen und einer noch geringeren Wahlbeteiligung aus.