Der Kanton Bern wählt
Vorschau und Prognose auf die Regierungsratswahlen
Am 25. März wählen die Bernerinnen und Berner ihre Kantonsregierung neu. Insgesamt 16 Kandidaten bewerben sich um die sieben Sitze. Ein Sitz ist für einen Vertreter des Berner Juras reserviert. Vier Bisherige treten wieder an. Hans-Jürg Käser von der FDP, Barbara Egger von der SP und der Grüne Bernhard Pulver verzichten auf eine weitere Amtszeit. Die bisherige Zusammensetzung des Regierungsrates bestand aus 2 SVP, 2 SP und je einem Vertreter der BDP, FDP und den Grünen. Als die Redaktion im Jahr 2016 nach Bern dislozierte verlor das links-grüne Lager just ihre Mehrheit und möchte 2018 diese wieder erobern. Zünglein an der Waage spielt wohl der Jura-Sitz. Der …Anzeiger stellt Ihnen die 16 Kandidaten vor:
Die Bisherigen
Wie in allen Kantonen gilt die Wiederwahl der Bisherigen als fast sicher. Da kann man Katzenbabys ertränkt haben, in Bestechungsskandale verwickelt sein oder Subventionen unterschlagen haben (in der Schweiz ja völlig unvorstellbar), man wird trotzdem wiedergewählt.
Daher müssen sich Christoph Neuhaus (SVP), Beatrice Simon (BDP) und Christoph Ammann (SP) keine grössere Sorgen machen. Während Neuhaus praktisch schon zum Kantonsinventar gehört und sich als einziger an die Zeit vor der Reform der Verwaltungskreise zurück erinnern kann, ist Ammann erst während der Legislatur zum Kollegium gestossen und hat kaum von sich reden gemacht. Ein in der Regel sehr gutes Zeichen, denn in einem solchen Fall gilt die Faustregel „wenn einer nichts macht, macht er auch nichts falsch“. Beatrice Simon hat zwar als Handicap die Parteizugehörigkeit, die BDP ist auch im Kanton Bern auf Schrumpfkurs, einen Grund sie abzuwählen hat Simon allerdings in den vergangenen vier Jahren nicht geliefert.
Besonders schwer hat es eigentlich nur der Gesundheitsdirektor, wenn er während seiner Amtszeit ein Spital zugemacht hat. Pierre Alain Schnegg von der SVP hat dies wohlweisslich nicht getan, ist aber dennoch halbwegs der einzige Wackelkandidat. Die SP attackiert seinen Jura-Sitz frontal mit Christophe Gagnebin aus Tramelan. Schnegg geht jedoch als klarer Favorit ins Rennen und dürfte somit auch die bürgerliche Mehrheit im Rat verteidigen können.
Die aussichtsreichen Neuen
Den FDP-Sitz von Hans-Jürg Käser verteidigen soll Philippe Müller. Nein, nicht der Gipser aus dem Aargau, gemeint ist der Grossrat und aktuelle Vizepräsident der FDP Bern. Als einziger Kandidat der FDP gilt seine Wahl als ziemlich sicher.
Ebenfalls gute Karten hat die national bekannte SP-Kandidatin Evi Allemann. Der politische Zwilling der Stadtberner Gemeinderätin Ursula Wyss geht nun ebenfalls den Weg in Richtung Exekutive. Die im Nationalrat vor allem für ihre Vorstösse in der Sicherheitspolitik bekannte Politikerin dürfe alleine schon wegen ihres Bekanntheitsgrades die Wahl ins Gremium schaffen.
Der grüne Sitz verteidigen soll Christine Häsler. Zwar konnte die Redaktion dies zuerst nicht glauben, aber Frau Häsler sitzt ebenfalls im Nationalrat (und wir dachten wir kennen dort alle) und ist auch schon seit gut 12 Jahren Mitglied des Berner Grossrats. Häsler geniesst Anerkennung bis weit ins bürgerliche Lager und gilt als logische Nachfolgerin von Bernhard Pulver.
Eher als Aussenseiter ins Rennen steigt Christophe Gagnebin. Der SPler ist wie oben erwähnt der direkte Gegenkandidat von Regierungsrat Schnegg um den Jura-Sitz. Er ist allerdings der breiten deutschsprachigen Gemeinschaft wenig bekannt und bekommt daher nur geringe Wahlchancen eingeräumt. Ein weiterer Aussenseiter ist der Grünliberale Michael Köpfli, dessen Plakate in der Umgebung der ...Anzeiger-Redaktion sehr zahlreich wahrgenommen werden können. Da er aus Ostermundigen kommt, entspricht dies auch einer gewissen Logik. Eine Wahl des „Politikers mit Köpfli“ käme einer Sensation gleich. Ebenfalls noch in die Top-Ten schaffen dürfte es EVPler Hans Kipfer aus Münsingen.
Das Kanonenfutter
Und dann gibts halt noch die hier: Von der Piratenpartei treten Jorgo G.M. Ananiadis (für was das G.M. steht konnte bis zum Redaktionsschluss nicht schlüssig geklärt werden, wir gehen daher von "Grossmeister" aus) und Alfred Blaser aus Lützelflüh an. Ausser der einen Mitleidsstimme aus der …Anzeiger-Redaktion sehen wir da eher schwarz.
Auf einer Skala zwischen Regierungsrat und Gefängnis sind die beiden Rechtsaussen Kandidaten dem Gefängnis näher als dem Exekutivamt. Da hätten wir einerseits Yannic Nuoffer von der rechtsradikalen PNOS, andererseits Bruno Moser von der Nichtwählerpartei (auch als Freiherr von Moser bekannt) welcher im Umfeld der sogenannten „Reichsbürger“ anzusiedeln ist. Immerhin peilt Moser als Vertreter der Nichtwähler ein gigantisches Wählerpotential an. Das Paradoxon, wie Moser allerdings von Nichtwähler effektiv gewählt werden soll, konnte auch der kürzlich verstorbene Wissenschaftler Stephen Hawking nicht schlüssig auflösen.
Dem einen oder anderen Leser dürfe aus den Berner Gemeinderatswahlen noch Stefan „Dr. Strangelove“ Theiler in Erinnerung sein. Der Besitzer eines Videoverleihs in der Berner Altstadt ist inzwischen allerdings seriös geworden und tritt als Offizieller Kandidat des SRFs an. Ob dies allerdings im Sinne der Demokratie ist, wenn sich das Staatsfernsehen insbesondere nach der gewonnenen No-Billag… wie? Ah Moment, SRF steht nicht für Schweizer Radio und Fernsehen sondern für Swiss Rebel Force. Es ist also immer noch der gute alte Dauerkandidat Theiler, welcher zuletzt nicht nur als Gemeinde- und Stadtrat, sondern auch als Regierungsstatthalter nicht gewählt wurde.
Es verbleibt die jüngste Kandidatin im Feld, Maurane Riesen von der PSA. Die PSA gilt als politischer Arm der jurassischen Seperatistenbewegung. Als zweite Vertreterin des linken Lagers im Berner Jura könnte sie dem SP-Vertreter Gagnebin wertvolle Stimmen im Wettstreit um den Jurasitz kosten. Mehr als die Rolle der Spielverderberin dürfte die Möchtgern-Puigdemont allerdings nicht spielen.
Die …Anzeiger-Prognose
In den Regierungsrat gewählt werden:
1. Beatrice Simon
2. Christoph Ammann
3. Christoph Neuhaus
4. Evi Allemann
5. Philippe Müller
6. Christine Häsler
7. Pierre-Alain Schnegg