Kein Anzeiger, keine Infos!
Kein Anzeiger, keine Infos!
Teilnehmer:
- U.N. ter-Nehmungssprecher, Sprecher ...Anzeiger-Verlag
- Fritz Felswinkel, Direktor ANZB
- Philiam Schildebrunst, Beraterfirma "Bärenfalle"
U.N. ter-Nehmungssprecher: Ja geschätzte Leserinnen und Leser, geschätzte Investorinnen und Investoren in den Kobe-Fonds. Ich begrüsse Sie zum 3. "Point des Usuriers", dem ersten seit Ende Februar. Wie Sie wissen haben wir zwischenzeitlich auf anderen Wegen über die Entwicklungen des Kobe-Fonds informiert. Ich verweise diesbezüglich auf die diesjährigen Ausgaben des Oster- und des Erstaugustanzeiger. Wir informieren nun wieder auf diesem Weg, da sich in den letzten Tagen neue Entwicklungen ergeben haben. Ende August wurde die bisherige Fonds-Leitung, bestehend aus Emmanuel Stutzheiny sowie dem ...Anzeiger-Finanzchef Gerhard Münz, per sofort freigestellt. Gerhard Münz würde gleichzeitig von seiner Funktion als Finanzchef entbunden. Grund dafür war der Revisionsbericht der externen Beraterfirma "Bärenfalle", welche unter anderem einen zusätzlichen Verlust aus den Wettgeschäften aufdeckte und einen aktuellen Verlustvortag von über CHF 200.00 ans Tageslicht brachte. Grund genug den ...Anzeiger-Krisenstab zu berufen. Dieser sitzt heute in der Person von Fritz Felswinkel, Sie alle kennen Ihn sicher besser unter dem Namen "Katastrophen-Fritz" neben mir. Er ist der Direktor der Anzeiger-Zentralbank kurz ANZB.
Fritz Felswinkel: *nickt*
U.N. ter-Nehmungssprecher: Auf der anderen Seite haben wir Philiam Schildebrunst, externer Revisor von der Beraterfirma "Bärenfalle", welche dem einen oder anderen auch aus älteren ...Anzeiger-Ausgaben bekannt ist. Vielleicht starten wir gleich bei Ihnen Herr Schildebrunst, wie sind Sie bei Ihrer Revision vorgegangen und was haben Sie dabei festgestellt?
Philiam Schildebrunst: Nun wie Sie wissen wirft man grundsätzlich einmal ein Blick auf die Bilanz und die Erfolgsrechnung und wenn diese nicht sehr ausführlich und transparent geführt sind, was bei Ihrem Fonds der Fall war, verlangt man Einblick in die Konten und die Transaktionen. In diesem konkreten Fall mussten wir Zugriff auf ein Konto eines national bekannten Wettanbieters erlangen um das ganze Ausmass des Schreckens ausfindig zu machen.
U.N. ter-Nehmungssprecher: Auf was sind Sie gestossen?
Philiam Schildebrunst: Neben dem bereits bekannten Verlust von 50 Franken wurde offenbar kurz vor Auflösung des Kontos noch eine verzweifelte Wette über CHF 100.00 ausgelöst. Pikanterweise hat man dabei gegen einen Südtessiner Hockeyverein gewettet, welcher zur eher allgemeinen Überraschung dem späteren Schweizer Meister ein Unentschieden abtrotzte. Dies wollte man offenbar nicht bekannt werden lassen. Wie Sie aber wissen, steht das "A" in BärenfAaaalle für TrAaaansparenz. Daher legen wir diese Information nicht nur intern, sondern auch hier in aller Öffentlichkeit offen.
U.N. ter-Nehmungssprecher: Das erklärt aber nicht den gesamten Verlustvortag von CHF 220.75.
Philiam Schildebrunst: Das ist richtig. Bei diesem sind die Kosten aus den Aktientransaktionen, sprich die Gebühren welche beim Ankauf entstanden sind, miteingerechnet. Zudem wurde bereits Abschreibungen auf dem Anlagevermögen vorgenommen. Dies kann je nach Entwicklung der Kurse aber wieder ins positive wandern.
U.N. ter-Nehmungssprecher: Aha. Das bedeutet also, auch die Aktien laufen nicht?
Philiam Schildebrunst: Anfänglich legten alle vier gekauften Titel im geringen Bereich zu. Bei den aktuellen Kurszahlen müssen wir jedoch feststellen, dass drei der vier Kurse ins Minus gefallen sind. Was bei einem Aktienwert von unter CHF 6.00 tatsächlich sehr schwierig schien, ist trotzdem passiert.
U.N. ter-Nehmungssprecher: Gut, Herr Felswinkel, irgendwer muss ja für diese Verluste geradestehen. Können Sie die Investoren beruhigen?
Fritz Felswinkel: Sie alle kennen mich als Mann weniger Worte. Ja.
U.N. ter-Nehmungssprecher: Mhm.
Fritz Felswinkel: *schweigt*
U.N. ter-Nehmungssprecher: *macht drehenede Bewegungen mit der rechten Hand welche den Direktor zum Weiterreden animieren soll*
Fritz Felswinkel: *verweist mit seinen beiden offenen Handflächen wieder an ter-Nehmungssprecher*
U.N. ter-Nehmungssprecher: Ach so. Ja. Also steht die ANZB für die Verluste gerade.
Fritz Felswinkel: Die Details erklärt Ihnen gerne Herr Schildebrunst.
Philiam Schildebrunst: Wir haben einen kleinen Kunstgriff in der Bilanz vorgenommen und die Investitionen abgegrenzt. Vom Fondskapital von insgesamt CHF 400.00 wurden genau CHF 100.00 in Bar übergeben. Diese liegen wurden auf die Kasse verbucht und sind nach wie vor unberührt und können dem Investor jederzeit ausbezahlt werden. CHF 200.00, welche zwar in Aussicht gestellt aber nie überwiesen wurden, erscheinen nun gar nicht mehr in der Bilanz. Da der Fonds aber mit diesem theoretischen Betrag dennoch spekuliert hat, musste dieser nun einem Schuldner zugewiesen werden, in diesem Fall der ANZB, welche als Eigenkapital fungiert. Diese hat bekanntlich auch die allerersten CHF 100.00 in den Fonds eingeschossen.
U.N. ter-Nehmungssprecher: Vielleicht gelingt es uns an dieser Stelle dem Direktor Felswinkel ein Bonmot à la Mario Draghi herauszulocken. Würden Sie sagen, die ANZB stützt den Kobe-Fonds "whatever it takes"?
Fritz Felswinkel: Als Zentralbank schliessen wir grundsätzlich gar nichts aus...
U.N. ter-Nehmungssprecher: Aha. Spannend.
Fritz Felswinkel: Hier jedoch schon. Schliesslich muss alles seine Grenzen haben.
U.N. ter-Nehmungssprecher: Und was heisst das jetzt?
Fritz Felswinkel: Die ANZB garantiert CHF 200.00 per Ende November. Diese werden dem Beschaffer der exquisiten Mahlzeit zeitgerecht überwiesen werden.
U.N. ter-Nehmungssprecher: Und was machen Sie bis dahin?
Fritz Felswinkel: Herr Schildebrunst?
Philiam Schildebrunst: Durch die Garantie der ANZB sind wir nicht darauf angewiesen, dass Portfolio kurzfristig zu veräussern, sondern können allenfalls doch noch auf positivere Kursentwicklungen hoffen. Wir setzen daher den eingeschlagenen Weg fort. Andere Investitionen hängen nun davon ab, ob die ANZB noch was einschiesst oder nicht.
U.N. ter-Nehmungssprecher: Ist die ANZB noch so flüssig, dass sie überhaupt noch was einschiessen kann?
Fritz Felswinkel: *schaut ob der blöden Frage sehr böse*
U.N. ter-Nehmungssprecher: Ich deute das mal als ja. Nun Herr Schildebrunst, die Investitionsfreude dürfte dem Fonds fürs erste vergangen sein. Was ist nun mit dem Vorhaben von erneuten Wetten und Casinobesuchen zu halten?
Philiam Schildebrunst: Sie werden Herrn Felswinkel oder mich garantiert nicht in einem Casino antreffen. Der Fonds welcher bis Ende Jahr nun von uns geleitet und abgewickelt wird, wird Regress nehmen auf ...Anzeiger-Vermögen um allenfalls neues Kapital zu beschaffen. Wir denken da an gewissen ...Anzeiger-Ramsch, welcher in den Backsteinregalen liegt.
U.N. ter-Nehmungssprecher: Moment mal, Hände weg von den Backsteinen. Was soll denn das?
Philiam Schildebrunst: Wie Sie wissen haften Sie als Redaktion solidarisch für Ihren ehemaligen Finanzchef. Das haben Sie nun davon. Aber machen Sie sich keine Sorgen, ab sofort wird hier mit Augenmass gehandelt.
U.N. ter-Nehmungssprecher: Ja gut, dann sind wir mal gespannt. Zusammenfassend lässt sich sagen. Fondsvermögen schlecht, Geld und somit Weihnachtsessen aber garantiert. Positiver Ausgang noch nicht ganz abgeschrieben. Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Herrn Felswinkel und Herr Schildebrunst für die Teilnahme an dieser kurzfristigen Krisen-Pressekonferenz und wünsche allerseits noch ein schönes Wochenende.