... Anzeiger

Der Kobe-Fonds

1. Point des Usuriers

U.N. ter-Nehmungssprecher: Geschätzte Leserinnen und Leser, geschätzte Investorinnen und Investoren in den Kobe-Fonds. Ich begrüsse Sie zur 1. Informationsveranstaltung zur Entwicklung des ...Anzeiger Kobe-Fonds. Damit dies nicht so trocken klingt, nennen wir diese ab sofort monatlich stattfindende Versammlung "Point des Usuriers". Sozusagen eine Analoge zum Point de Presse des Bundes zur Corona-Pandemie. Die wörtliche Übersetzung nehmen Sie bitte selbständig vor. Es ist dies eine reine Informationsveranstaltung, Fragen von ausserhalb sind daher nicht vorgesehen. An meiner Seite der ...Anzeiger-Finanzchef Gerhard Münz und der neue Fondsverantwortliche Emmanuel Stutzheiny. Ich erteile das Wort sogleich unserem Finanzchef.

Gerhard Münz: Besten Dank Ulrich-Niklaus. Ja geschätzte Investoren, ich erlaube mir auf unnötiges Gendern zu verzichten, wir eröffnen das Jahr mit einer guten und einigen schlechten Nachrichten. Die gute Nachricht vorab, es ist noch Kapital vorhanden. Nun zu den Schlechten: Wie wir konstatieren müssen, ist die erste Strategie zur Geldvermehrung gescheitert. Das veranschlagte Budget für Sportwetten ist aufgebracht, der verantwortliche Anlageberater entlassen. Für den Fonds resultiert ein Verlust von CHF 50.00. Die ...Anzeiger-Zentralbank bedauert diesen Rückschlag ausserordentlich und reagiert sogleich. Es ist uns gelungen, einen renommierten Spezialisten für Mikroinvestitionen an Bord zu holen. Es ist dies Emmnauel Stutzheiny, ehemaliger Investmentbanker, zuletzt erfolgreicher Investor in Kryptowährungen und der Gründer des Start-Ups "The cash, the whole cash, and nothing but the cash". Ich denke am besten stellst du dich gleich selbst vor.

Emmanuel Stutzheiny: Ich bin ein Mann weniger Worte. Erstens wurde mein Name im Text oben falsch geschrieben. Zweitens muss man konstatieren, dass ein Primarschüler mit Dyskalkulie den Fonds besser gemanagt hätte, als dies bisher geschehen ist. Das wars eigentlich schon.

U.N. ter-Nehmungssprecher: Kurz und knapp, aber ich glaube die Botschaft ist angekommen. Nun Gerhard, was ist denn schiefgelaufen?

Gerhard Münz: Es schien uns anfänglich keine blöde Idee einen Teil des Fondskapitals in Sportwetten zu investieren. Man sollte meinen, mit dem richtigen Gespür für den Athlet oder das Team im richtigen Moment, können ohne grossen Aufwand relativ schnell knackige Gewinne erzielt werden. Anfänglich lief es auch ganz gut und unser Mann von der Sportredaktion konnte das Startkapital durch geschickte Einsätze in Fussball und Eishockey verdoppeln.

U.N. ter-Nehmungssprecher: Was ist dann passiert?

Gerhard Münz: Die Einsätze unseres Wettverantwortlichen wurden diffuser und es kam eine Portion Pech ins Spiel. Ein Tor in der Nachspielzeit einer nur noch zu zehnt spielenden italienischen Mannschaft kosteten das halbe Budget. Anschliessend begann der Mann bewusst gegen seine Sympathien zu wetten. Auch das funktionierte anfänglich, als Olympiasiegerin Bencic bereits in der 2. Runde der Australian Open ausschied. Das Ungemach begann, als die Los Angeles Rams Tom Bradys Aufholjagd abrupt stoppten, der EV Zug einen drei Tore Vorsprung gegen den HC Lugano verspielte und der Genickbruch kam, als die norwegische Handballnationalmannschaft einen 5-Tore Vorsprung in der zweiten Halbzeit gegen Island preisgab. Waren die Einsätze zu Beginn im einstelligen sowie niedrigen zweistelligen Bereich wurden hier bedeutende zweistellige Beträge in den Sand gesetzt.

U.N. ter-Nehmungssprecher: Und jetzt haben Sie den Mann entlassen?

Gerhard Münz: Es war nicht nur das. Unser Mitarbeiter kam an seine gesundheitlichen Grenzen. Er begann sich über Verletzungen von Menschen zu freuen, wenn dies in sein Wettkonzept passte. Er interessierte sich plötzlich für russisches Damenvolleyball. Er begann sich ernsthaft zu überlegen, auf den nächsten Einwurf einer Fussballpartie zu wetten. Wir haben den Stecker gezogen, als er einen grösseren Einsatz auf die New York Rangers setzten wollte.

U.N. ter-Nehmungssprecher: Wie gedenken sich das verlorene Geld wieder einzuholen?

Gerhard Münz: Als erstes gilt es zu sagen, dass noch 20 Rappen auf dem Sporttipp-Konto waren, welche wir uns sogleich ausgezahlt haben. Das Konto wurde natürlich sogleich gesperrt, sodass niemand mehr in Versuchung gerät. Wir hätten ahnen sollen, dass dies nicht gut kommt, als wir feststellen mussten, dass uns bei einem Wettverlust das Geld tatsächlich abgezogen wird.

Emmanuel Stutzheiny: Sie sehen vielleicht jetzt, worauf ich hier aufbauen muss...

U.N. ter-Nehmungssprecher: In der Tat. Nun gut Herr Stutzheiny, was werden Sie ändern?

Emmanuel Stutzheiny: Wir werden diversifizieren. Der Aktienmarkt präsentiert sich allerdings volatil, hier gilt es vorsichtig zu sein. Obligationen machen für nur ein Jahr keinen Sinn, aber wir werden sehen was mit Derivaten möglich ist. Auch traditionelle Wege wie der Import / Export-Markt sollten wir uns offenhalten. Eventuell auch ein Einstieg ins Geldverleihungsgeschäft, allerdings gibt es da noch Unstimmigkeiten bezüglich des Inkassos.

U.N. ter-Nehmungssprecher: Die da wären?

Gerhard Münz: Herr Stutzheiny will die albanische Drogenma....

Emmanuel Stutzheiny: Die genaue Umsetzung der Strategie untersteht dem Fondsgeheimniss.

U.N. ter-Nehmungssprecher: Dem was?

Emmanuel Stutzheiny: Haben Sie eigentlich das von diesem Vincenz gehört? Nicht zu fassen...

Gerhard Münz: Hmm? Ja äh, tatsächlich ein Beispiel welchen Weg der Fonds nicht einschlagen sollte. Wobei hat ja einige Zeit funktioniert und im Prinzip müssten wir ja nur bis Dezember...

U.N. ter-Nehmungssprecher: So wie es aussieht haben wir keine weiteren Neuigkeiten zu vermelden. Wir halten fest, kein guter Start für den Kobe-Fonds, aber es kommt frischer Wind durch Personalrotation. Wir beenden diesen Point des Usuriers und melden uns Ende Februar wieder.